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Beruf Comic-Zeichner

Hinter Comics stecken viele Stunden Arbeit, unter anderem für Comiczeichner wie Bernhard Speh. Wir haben ihn gefragt, wie ein Comic entsteht. Mit Video
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Als Comic-Zeichner erzähle ich Geschichten in Bildern. Im Fall der Wadenbeißer sind es Ina Rometschs Geschichten. Sie ist die Autorin der Reihe und denkt sich die Fälle rund um Ben und Klara aus. In ihrem Drehbuch steht nicht nur, was in einer Folge passiert und was die Figuren tun und sagen. Ina beschreibt für manche Bilder sehr genau, was zu sehen sein soll.

Wenn es für den Ablauf wichtig ist, notiert sie in den Regieanweisungen zum Beispiel, welche Gegenstände und Personen auftauchen müssen, welche Gestik und Mimik die Menschen in dem Bild haben, wo genau sie sich befinden und manchmal sogar, wie das Wetter ist.

Bernhard Speh
Comiczeichner Bernhard Speh
© GEOlino

Bei anderen Bildern kann ich ganz frei an die Sache gehen. Zwei Wochen brauche ich ungefähr, um aus ihrem Drehbuch einen Comic zu machen - hin und wieder auch länger.

Denn Zeichnen funktioniert bei mir nicht immer auf Knopfdruck. Manchmal muss ich einfach etwas ausprobieren, bis mir die Idee kommt, wie ich eine beschriebene Szene mit Stift und Papier lebendig werden lassen kann.

An die Arbeit

Zu Beginn skizziere ich immer alles, was mir zu Inas Anweisungen einfällt. Diese Skizzen sind nur etwa so groß wie Briefmarken, und die Figuren haben Kugeln als Köpfe und Strichmännchen-Körper. Anschließend scanne ich diese Skizzen ein. Am Computer verteile ich die Bilder auf die vier Seiten, platziere den Text und die Sprechblasen.

Dann beginnt die Feinarbeit: In mehreren Schritten zeichne ich die Bilder zum Teil am Computer - immer genauer, immer klarer. Dazu benutze ich keine Maus, sondern ein Grafik-Tablett mit Stift, das meine Striche eins zu eins auf den Computer überträgt, sozusagen ein elektronisches Blatt Papier.

Bernhard Speh
Alles beginnt mit einer Skizze
© GEOlino

Vom wahren Leben abgeschaut

Jeder Figur, die im Drehbuch auftaucht, gebe ich nach und nach ein Gesicht. Bei Personen, die wie Klara und Ben in jeder Folge mitspielen, habe ich natürlich längst ein festes Bild im Kopf. Bei neuen Figuren aber überlege ich mir: Was könnte das für ein Typ sein? Ist der groß, klein, dick oder dünn? Manchmal hat Ina auch schon Vorstellungen, die ich als Anregung nehmen kann. Ansonsten hilft es mir auch, wenn ich etwa Menschen in der S-Bahn beobachte. Ich suche nach markanten Formen in den Gesichtern.

Am besten welche, die mich an Gegenstände erinnern. Etwa so: Hat der Mann einen Eierkopf oder einen Quadratschädel? Die alte Dame eine Kartoffelnase oder einen Dreieckszinken? Diese auffälligen Details im Gesicht muss man beim Comiczeichnen nämlich stark übertreiben und andere Kleinigkeiten dafür weglassen. Manchmal taucht dann die Nase der alten Dame, die ich in der Bahn beobachtet habe, in einer der nächsten Wadenbeißer-Folgen auf.

Wie man Comiczeichner wird:

Um das alles zu lernen, gibt es leider nur einen Weg: Üben! Üben! Üben! Manche Zeichner waren auch mal "Lehrling" - oder vornehmer - "Assistent" bei anderen Comic-Künstlern. Doch was ist, wenn die Figur fuchsteufelswild gucken soll, aber immer nur ein Gesicht Marke "Miesepeter" herauskommt? Oder die Palme aussieht wie eine verwelkte Tulpe? Oder der gefährliche Löwe an einen begossenen Pudel erinnert?

Nur keine Panik! Dann blätterst Du einfach Deine Comic-Sammlung durch und siehst Dir genau an, wie andere Zeichner damit fertig geworden sind. Und probierst es anschließend selber. Dieses "Abkupfern" ist keine Schande - sondern der beste Weg, zum Zeichnenlernen.

Richtig studieren kann man das Comic-Zeichnen übrigens auch. Zum Beispiel an der Hamburger Technischen Kunstschule. Nach einer dreijährigen Ausbildung kann man dann etwa Perspektiven konstruieren - also Gegenstände oder Personen von mehreren Seiten oder aus unterschiedlicher Entfernung zeichnen. Oder Farben, Licht und Schatten wirkungsvoll einsetzen. Oder Bewegungen richtig darstellen.

Nun seid ihr dran!

So, die zündende Idee fehlt immer noch? Kleiner Tipp: Gute Einfälle entstehen oft aus purem Zufall. Als beispielsweise der Amerikaner Walt Disney 1927 nach einer neuen Comic-Figur suchte, soll ihm auf einer Zugfahrt eine kleine Maus eingefallen sein, die früher mal in seinem Papierkorb gelebt hatte. Walt Disney zeichnete sie, gab ihr menschliche Eigenschaften und machte sie durch die großen, runden Ohren unverwechselbar.

Und damit die Mickymaus leichter zu zeichnen war, bekam sie an jeder Hand nur vier Finger. Also, schau doch auch mal in den Papierkorb. Vielleicht wartet da die Idee für den Comic des Jahrhunderts auf Dich!

GEOLINO Nr. 11/13 - Kometen: Die Irrlichter des Weltalls

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